Transferhammer in Sarstedt

Transferhammer in Sarstedt

08.02.2019

Marc Vucinovic ab sofort spielberechtigt

Es hat ein wenig gedauert, ging dann aber irgendwie doch ganz schnell: Marc Vucinovic wird ab sofort für den 1. FC Sarstedt auflaufen. Der ehemalige Bundesliga-Profi lernt seine neuen Mitspieler am heutigen Sonnabend kennen, wird dem Test beim SC Hemmingen-Westerfeld (Anstoß: 16 Uhr) allerdings (noch) lediglich als Zuschauer bewohnen. „Nach so lange Zeit ohne Ball käme ein Einsatz viel zu früh“, sagt Vucinovic, der zuletzt beim SC Paderborn unter Vertrag stand.

Einer, den der 30-Jährige nicht mehr kennenlernen muss, ist Viktor Rosenfeld, der junge Vorsitzende des noch jüngeren Vereins (gegründet 2017). „Er ist der Hauptgrund, warum ich mich beim 1. FC Sarstedt auf und neben dem Platz engagieren werde“, verrät Vucinovic. Die beiden kennen sich flüchtig schon lange. Vucinovic wuchs in Heisede auf, Rosenfeld ist waschechter Sarstedter, das Stadtgebiet überschaubar groß. Im Laufe der vergangenen Jahre ist daraus eine enge Freundschaft erwachsen. „Richtig los ging es mit dem Kreispokalsieg 2014, den wir zusammen gefeiert haben“, erinnert sich Rosenfeld. „Vuci hat danach bei der Organisation von Turnieren wie dem Masters immer mal zwischen höherklassigen Vereinen und uns vermittelt, den einen oder anderen Tipp gegeben.“ Natürlich wurde bei jeder Gelegenheit über einen Wechsel nach Sarstedt geflachst, „aber das war für mich immer unrealistisch“, betont Vucinovic. Bis vor knapp einem Jahr…

Ein Rückblick: Vucinovic hat eine außergewöhnliche Karriere hingelegt, es ging eigentlich immer rasant rauf oder runter. Über die Nachwuchsabteilungen von Germania Grasdorf und Hannover 96 landete der talentierte Rechtsaußen beim SV Bavenstedt, dribbelte und flankte sich dort in die Notizbücher höherklassiger Vereine, wechselte zum Drittligisten Eintracht Braunschweig und stand dort kurz vor dem Durchbruch zu den Profis, als ihn eine schwere Verletzung erstmals ausbremste. Mit dem Wechsel zur TuSpo Schliekum machte Vucinovic mehrere Schritte zurück, nur um kurz darauf etliche nach vorn zu machen. Erst der Wechsel zum TSV Havelse in die Regionalliga, wo er zu alter Form zurückfand, weshalb ihn sein Trainer André Breitenreiter mit nach Paderborn nahm. Dort nahm die Berg- und Talfahrt weiter an Geschwindigkeit auf: Aufstieg in die 1. Bundesliga, acht Einsätze im Oberhaus und das Tor gegen den VfB Stuttgart, dennoch der Abstieg in die 2. Bundesliga, dem direkt der „Durchmarsch nach unten“ in die 3. Liga und später sogar die Regionalliga folgte – wenn nicht 1860 München die Lizenz für die 3. Liga nicht bekommen hätte.

Vucinovic hat ungemein viel miterlebt und gesehen – und diesen Erfahrungsschatz wird er nun in seiner Heimat einbringen. Allerdings hätte er das, so ehrlich ist er schon, lieber erst in einigen Jahren getan. Ernsthaft ein Thema ist Sarstedt nämlich nur deshalb schon jetzt geworden, weil Vucinovic von ärztlicher Seite vor etwa einem Jahr aufgrund einer Verletzung im rechten Knie empfohlen wurde, nicht mehr auf höchstem Niveau zu spielen, die Belastung deutlich herunterzuschrauben. „Ich wäre schon noch gern zwei, drei, vier Jahre Profi gewesen“, gibt der Vater eines kleinen Sohnes zu, auch damit der ihn mal im Stadion hätte spielen sehen. Aber man müsse da selbst in den Körper hineinhorchen, und da die Ärzte versicherten, dass zwei-, dreimal trainieren und spielen pro Woche in Ordnung gehe, kamen der Freund und dessen Verein plötzlich doch ernsthaft ins Spiel.

Warum aber eigentlich nicht in die Ober- oder Landesliga gehen? Die Antwort ist vor allem in einem „Wahnsinnstag“, so Vucinovic, im vergangenen Sommer zu finden. Die beiden Freunde trafen sich im XII Apostel in Hannover, um bei einem guten Essen über Sarstedt zu sprechen. „Viktor kam mit seinem iPad rum und hat das Konzept des Vereins vorgestellt. Ich war extrem beeindruckt, einen solchen Auftritt hätten Vereine aus der Regionalliga so nicht hingelegt“, erinnert sich Vucinovic. „Mir war dann eigentlich relativ schnell klar, dass ich das mache.“ Wenn schon nicht mehr bei einem Profiverein spielen, „dann bei einem Verein, der vernünftig geführt wird und bei dem Wert auf das große Ganze gelegt wird. Die Leute hier brennen einfach für den Verein.“ Dass ein Matteo Menchise, Sportlicher Leiter und derzeit auch Trainer, bis tief in die Nacht im Clubheim Trikots bedrucke, spreche doch Bände.

„Ich bin in Sarstedt aufgewachsen und habe viele Freunde und Bekannte hier. Meine Eltern wohnen in Heisede, meine Schwester in Sarstedt, wir sind hier stark verwurzelt.“ Nicht zuletzt auch aus diesem Grund gab es Zuspruch von der besseren Hälfte. Und: „Eltern fragen sich immer, wo ihr Kind optimal gefördert wird. Viktor und sein Team bauen hier in seriöser Art und Weise seit geraumer Zeit richtig was auf, hier wird viel in gute Strukturen investiert. Ich möchte gern Teil dieses familienfreundlichen Vereins sein.“ Auch dieser Gedanke habe eine wichtige Rolle bei seiner Entscheidung gespielt. Allerdings druckste Vucinovic um diese noch einige Monate herum, „es lag ja noch die Reha vor mir. Ganz konkret habe ich Viktor erst im Dezember zugesagt“. Eigentlich ging es also ganz schnell, aber es hat dann doch ein bisschen gedauert…

Dass Vucinovic der Mannschaft sportlich schnell weiterhelfen wird, daran dürfte es kaum Zweifel geben. Mindestens genauso wichtig ist es dem 30-Jährigen jedoch, abseits des Platzes zu helfen. Auf Zuruf. Ein gutes erstes Beispiel gibt es da bereits: Der Verein denkt über einen neuen Bodenbelag für den Kabinenbereich nach. Warum also nicht auf den Erfahrungsschatz von Vucinovic zurückgreifen? „Er hat da ja mehr gesehen, als wir alle zusammen, wir wollen uns bei solchen Themen mit seiner Hilfe noch professioneller aufstellen“, erläutert Rosenfeld. Ob das am Ende alles realisierbar und finanziell darstellbar ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. Aber andererseits: Wer hätte es schon für möglich gehalten, dass der 1. FC Sarstedt zwei Jahre nach der Gründung einen ehemaligen Bundesligaspieler  in seinen Reihen hat?

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